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PORTRÄT MICHAEL BARENBOIM

Vaters Licht und Schatten

Wie Michael Barenboim, Sohn des großen Dirigenten Daniel Barenboim, mit der Geige seinen eigenen Weg geht

vonChristoph Forsthoff,

Vielleicht hat das Schicksal ja einfach Mitleid mit dem kleinen Michael gehabt. Damals, als der vierjährige Knabe mit seinen Eltern von Paris nach Berlin zog und die Eltern eigentlich einen Klavierlehrer für ihren Sprössling suchten. Doch da in der ganzen großen Stadt – zumindest aus ihrer Sicht – einfach keiner zu finden war und ihr Sohn auch irgendwie Spaß an nur vier Saiten und einem kleineren Stück Holz hatte, entschieden sie sich dann doch, den Knirps zum Geigenunterricht anzumelden. Denn wer weiß, was aus Michael Barenboim geworden wäre, hätte sich der Junge dauerhaft auf dem gleichen Instrument behaupten müssen, auf dem bereits seine Mutter wie sein Vater weltweit reüssieren.

Vater dirigiert, Mutter pianiert, der Bruder macht Hip-Hop

 Schließlich ist es – anders als für seinen älteren Bruder David, der erfolgreich als Hip Hop-Produzent und -Musiker KD-Supier arbeitet – auch so noch schwer genug für den Geiger: Lastet doch stets der elterliche Schatten auf ihm, sobald sein Name fällt. Ah ja, der Sohn Daniel Barenboims – jenes kongenialen Pianisten und Dirigenten, gegenüber dessen Begabung und Auffassungsgabe (fast) jeder andere Kollege immer nur schlechter aussehen kann, der in seinen Konzerten zwei so völlig gegensätzliche Eigenschaften zusammenbringt wie kein anderer: Emotionalität und Rationalität. Und dazu die Klavier spielende Mama Elena Bashkirova, selbst Tochter des Pianisten und der Pädagogenlegende Dmitri Bashkirov: Wer würde da auf den Tasten nicht in Ehrfurcht erstarren? Auch wenn es ganz sicher kein Zufall ist, dass seine eigene Ehefrau – Barenboim junior lernte Natalia Pegarkova während seines Studiums an der Rostocker Hochschule für Musik und Theater kennen – auch Pianistin ist…

So war es vielleicht nur gut, dass sich in Berlin kein Klavierlehrer fand, der kleine Michael stattdessen Anfang der 90er Jahre unter die Fittiche Abraham Jaffes, stellvertretender Konzertmeister im Berliner Rundfunk-Sinfonieorchester, kam, bevor er dann als Teenager zum Staatskapellen-Konzertmeister Axel Wilczok wechselte. Nicht nur, dass der Filius andernfalls heute kaum als Konzertmeister im West-Eastern Divan Orchester seines Vaters spielen könnte, er würde wohl auch den Rat des Vaters nicht ganz so entspannt entgegen nehmen: „Er weiß eine ganze Menge über Musik, daraus nicht lernen zu wollen, wäre dumm“, hat Michael Barenboim erst jüngst wieder freimütig bekannt.

Michael Barenboim
Michael Barenboim © Janine Escher

Und so hat der Star-Dirigent seinem Sohn gegenüber sicher auch Gedanken geäußert zu Mendelssohns Violinkonzert mit dem der Geiger nun in der Kölner Philharmonie zu hören ist. Eine spannende Auseinandersetzung, wirkt doch sein dunkler Geigenton bei aller Energie häufig eher kammermusikalisch. Doch zweifellos wird der Junior mit reichlich Anregungen zu diesem romantischen Werk nach Köln kommen, schließlich hat der Wahl-Berliner eben dieses Stück bereits mit anderen bedeutenden Musikern auf die Bühne gebracht: mit dem Orchestre national Montpellier unter Enrique Mazzola und beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Mariss Jansons. Eine „Riesensache“ sei das, mit solchen Pultgrößen zu musizieren, schwärmt Barenboim.

Ohnehin liebt der dunkelhaarige Mann mit den weichen Gesichtszügen die geistige Auseinandersetzung, studierte erst zwei Semester Philosophie an der Sorbonne in Paris, bevor er sich dann entschloss, Profi-Musiker zu werden: Lerne man doch in der Philosophie, klar zu denken – „und wenn der Denkprozess verfeinert wird, versteht man auch die Musik besser“.

Gemeinsame Leidenschaft für den Tabakgenuss

Ganz der Papa? Nun, zumindest fast, denn eine Begeisterung für Snooker-Billard wie bei Michael ist von Daniel Barenboim nicht bekannt. Während umgekehrt der Junior lieber die Finger von einem anderen Stock lässt: Nein, dirigieren wolle er nicht, stellt der Geiger unumwunden fest – „das ist mir zu anstrengend“.

Dafür teilen Vater und Sohn aber eine andere Leidenschaft, nämlich die fürs Rauchen: Während der Senior allerdings gern zur Zigarre greift, zieht der Junior nach seinen Konzerten ein Pfeifchen vor. Allgegenwärtig muss der Vater dann ja nicht sein.

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