Sie galt als die unübertroffene Violinvirtuosin des 18. Jahrhunderts und war in ganz Europa berühmt: das Waisenkind Anna Maria, das im venezianischen Findelhaus Ospedale della Pietà aufgezogen wurde und dem Antonio Vivaldi fast dreißig seiner Konzerte widmete. Midori Seiler und Concerto Köln schildern mit ihrer Einspielung „La Venezia di Anna Maria“ das Leben dieser außergewöhnlichen Frau, die schon bald „Anna Maria dal Violin“ genannt wurde.
Midori Seiler und Concerto Köln schildern das Leben einer außergewöhnlichen Frau
Ihr persönliches Noten- und Spielbuch stellt bis heute eine wahre Fundgrube dar und gibt mit seinen knapp einhundertsechzig Notenblättern einen Einblick in den musikalischen Alltag der Geigerin, die ihr ganzes Leben im Ospedale della Pietà verbracht hat. Neben dem reinen Notentext finden sich auch ihre reichen, handschriftlich ergänzten Verzierungen, die den persönlichen musikalischen und oft eigenwilligen Charakter ihrer Urheberin offenbaren. Leidenschaftlich, stürmisch und mitunter rau erklingen die wilden Solopassagen, mit viel Tiefgang, gefühlvoll und differenziert die langsamen Sätze.
Seiler und Concerto Köln zeigen im fruchtbaren Miteinander eindrücklich die Konturen einer Frau, die Vivaldi zu wahren künstlerischen Höhenflügen inspiriert hat. Hinzu kommt der Reichtum an Farben, den Midori Seiler, die als Professorin in Weimar Barockvioline unterrichtet, ihrem Instrument entlockt. Während auf einer modernen Geige alle Saiten möglichst gleich klingen sollen, folgt sie dem barocken Schönheitsideal, nach dem jede Saite ihren ganz eigenen Charakter besitzt. Das Doppel-Album besticht sowohl durch seine spannende programmatische Zusammenstellung als auch durch das brillante Miteinander der Musiker.