„Ich habe so früh mit dem Bratschenspiel begonnen, dass ich gar nicht weiß, wer ich ohne mein Instrument wäre“, sagt Tabea Zimmermann mit einem Lachen in der Stimme. Die Bratschistin und Hochschullehrerin hat gut lachen, denn sie zählt nicht nur zu den beliebtesten und gefragtesten Musikerinnen unserer Zeit, sondern vor allem auch zu den weltweit versiertesten Violakünstlerinnen überhaupt.
Dass ihre Wahl ausgerechnet auf dieses Instrument fiel, war eher einem Zufall geschuldet: „Mit drei Jahren habe ich angefangen zu spielen und mich in dieser Nische sehr schnell wohlgefühlt – eben auch aufgrund der familiären Situation, weil die anderen Streichinstrumente Geige und Cello an meine älteren Geschwister vergeben waren.“
Ausgezeichnet in der Kategorie „Kammermusikeinspielung des Jahres“: Tabea Zimmermann
Doch es geht auch ohne die beiden Streichinstrumente, etwa mit Klarinette und Klavier wie auf dem Album „Es war einmal“, für das sie zusammen mit Dénes Várjon (Klavier) und Jörg Widmann (Klarinette) mit dem OPUS KLASSIK ausgezeichnet wird. Widmanns Werk „Es war einmal… Fünf Stücke im Märchenton für Klarinette, Viola und Klavier“ (2015) „würde es ohne Tabea und Dénes nicht geben“, wie der Komponist im Booklet zur gleichnamigen CD schreibt, die letztes Jahr beim Label myrios classics erschienen ist.
Widmanns fünfsätziges Werk, das sich auch und vor allem auf Robert Schumanns „Märchenerzählungen“ op. 132 bezieht (mit denen die CD beginnt), erklingt hier als Weltersteinspielung. In mehr als nur einer Hinsicht ist „Es war einmal“ eines der, man verzeihe das Wort, schönsten Alben, die 2017 erschienen sind. Denn nicht nur die Werkauswahl und Interpretation begeistern. Es ist vor allem auch das Cover-Artwork mit Illustrationen des dänischen Künstlers Kay Nielsen (1886–1957) und die ganze Machart dieser herausragenden Produktion. Wenn es ein Plädoyer für den totgesagten „physischen Tonträger CD“ gibt, dann ist es dieses starke Album. Ein Genuss für Ohr – und Auge!
Sehen Sie hier Tabea Zimmermann gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern und Semyon Bychkov mit Béla Bartóks Violakonzert: