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NDR PODIUM DER JUNGEN

Trüffelschweinarbeit

Die Reihe Podium der Jungen präsentiert herausragende Nachwuchskünstler gemeinsam mit den Klangkörpern des NDR und sparten­übergreifenden Programmen

vonPeter Krause,

Man nehme einen Star und lasse ihn ein Werk aus der Top-Ten-Beliebtheitsskala spielen. Dann wird der Saal schon voll werden. Quote ist das Maß aller musikalischen Dinge. Auch der NDR als Veranstalter und Medienanstalt ist nicht frei von solchen Zwängen. Dass und wie es anders geht, beweist der NDR jedoch mit seiner Reihe „Podium der Jungen“, in der gleichsam das Motto herrscht: „Keine Angst vor neuen Namen“. Angela Piront, die im Hauptamt die Reihe „Das Alte Werk“ verantwortet, konzipiert auch das Programm im „Podium der Jungen“.

„Wir verstehen unseren Bildungsauftrag hier konkret darin, das Unerhörte bemerkbar zu machen und in den Fokus der Wahrnehmung zu rücken.“ Dem geht ein komplizierter und verantwortungsvoller Arbeitsprozess voraus, in dem, so Piront augenzwinkernd, „der Redakteur zum Trüffelschwein“ werde. Hier reicht es eben nicht, mit großem Budget bei einschlägigen Agenturen auf Einkaufstour zu gehen, hier gilt es, mit feinem Gespür für das zukünftige Potenzial junger Musikerinnen und Musiker auf Talentsuche zu gehen.

Dazu besucht Angela Piront mit Vorliebe internationale Wettbewerbe, um sich ein persönliches Bild vom Können der Künstler zu machen. Dabei lernt sie den Nachwuchs zwar in einem frühen Karriere-Stadium kennen, gleichwohl muss man mitunter schnell sein: „Nach dem Vertragsabschluss für ein Konzert des NDR entwickeln sich einige Karrieren rasant.“ Das persönliche Beziehungsnetz der NDR-Redakteurin spielt zudem eine entscheidende Rolle beim Auffinden der musikalischen Trüffel: Piront pflegt Kontakte zu Professoren und bedeutenden Künstlern wie David Geringas, der ihr schon mal frühzeitig zuflüstert, welche Studenten herausragende Leistungen aufweisen.

Aber nicht nur aus den Hochschulen, auch aus Plattenfirmen erhält sie Tipps. Stets kommt es dann darauf an, „sich ein eigenes Urteil zu bilden und vor allem, die eigene Unabhängigkeit zu wahren“, hebt Angela Piront hervor. Anders als viele Veranstalter, die sich zwar auch die Talentförderung auf die Fahnen schreiben, den Nachwuchs dann aber in Nischenprogrammen und winzigen Sälen auftreten lassen, spannt der NDR alle jungen Künstler der Reihe mit den eigenen Ensembles zusammen: NDR Sinfonieorchester, die Bigband, die Radiophilharmonie und der Chor stehen den Hamburg-Debütanten stets kollegial zur Seite und demonstrieren damit die Wertschätzung für die tollen, nur eben noch nicht allseits bekannten Solisten. „Das ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal“, sagt Angela Piront zufrieden und glücklich über das Profil ihrer Konzertreihe, mit der sie zudem auch programmatisch neue Wege geht: „Wir arbeiten spartenübergreifend und bieten Spannendes aus fast allen musikalischen Bereichen.“

Hier wird also nicht feinsäuberlich in „Alte“ und „Neue Musik“ oder in U- und E-Musik getrennt. Dabei spielt auch die Ansprache einer jungen Hörerschaft eine besondere Rolle: „Schließlich gibt es eine gefühlsmäßige Nähe der jungen Künstler zu jungem Publikum, wir machen also eigentlich Nachwuchsförderung im doppelten Sinne“, erklärt die Redakteurin. „Konzert statt Schule“ heißt das Projekt, mit dem Schülerinnen und Schüler die „Stars von morgen“ erleben können.

Das nächste Podium-Konzert ist in gleich mehrfacher Hinsicht reizvoll: Denn da werden sowohl ein A-cappella-Ensemble als auch ein Streichquartett mit einer aparten Musikmischung zu hören sein: Sie reicht von einem Caldara-Arrangement von Herman van Veen bis Debussy. Rolf Liebermann, der das „Podium der Jungen“ einst ins Leben rief und in dessen ihm gewidmeten Studio die Konzerte stattfinden, wäre stolz darauf, wie in seinem Namen der Nachwuchs ins rechte Rampenlicht gerückt wird.

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