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PORTRÄT ALINA POGOSTKINA

„So vielseitig wie möglich“

Ob romantisches Kernrepertoire oder moderne Auftragskomposition – Alina Pogostkina lässt sich nicht festlegen

vonThomas Jakobi,

Das große Standardrepertoire, die großen Violinkonzerte spiele ich natürlich alle, und die werde ich hoffentlich auch mein Leben lang spielen! Das sind Meisterwerke, auf die ich nie verzichten möchte. Ich kann nicht sagen, dass es einen Schwerpunkt gibt, weil ich gerade so viel Neues entdecke und dafür auch offen bleiben möchte.“

Immer offen für Neues 

Alina Pogostkina will sich in keine Schublade stecken lassen und antwortet auf Fragen nach ihren Repertoire-Schwerpunkten mit einem entschiedenen „sowohl – als auch“. Nach und nach hat sie sich verschiedene musikalische Welten erobert, angefangen zu Zeiten der Sowjetunion in St. Petersburg, wo sie 1983 geboren wurde: „Ich hatte 15 Jahre Unterricht bei meinem Vater, der aus der russischen Tradition kommt, das sind meine Wurzeln. Ich hatte das Glück, das Beste von beidem mitnehmen zu können: sowohl aus dieser russischen Schule, die sehr traditionell ist, als auch aus der mitteleuropäischen Schule in meinem Studium in Berlin bei Antje Weithaas. Sie bemüht sich eher darum, stilistisch sehr differenziert zu sein. Das hat mich sehr offen gemacht, durch ihren Einfluss habe ich mich stärker für Alte Musik interessiert und auch für zeitgenössische Musik.“

Sibelius, ihr Glücksbringer

In Berlin hat es Alina Pogostkina in den sieben Jahren ihres Studiums so gut gefallen, dass sie immer noch dort lebt. Trotz aller neuen Anregungen war es dann aber doch ein romantisches Repertoire-Stück, das eine ganz besondere Bedeutung für sie bekam: Das Violinkonzert von Jean Sibelius. Auch diese besondere Beziehung reicht bis in ihre Kindheit zurück: „Das war das Lieblingswerk meiner Mutter. Schon als ich ein Kind war, hat sie immer gesagt, sie wünscht sich, dass ich es eines Tages spiele.“ Den Wunsch hat die Tochter erfüllt, und das sogar besonders erfolgreich: 2005 gewann sie mit diesem Werk als erste Deutsche den internationalen Sibelius-Wettbewerb in Helsinki. „Das war ein einschneidendes Erlebnis in meinem Leben, weil es danach so richtig losgegangen ist mit der Karriere, und das verbinde ich mit diesem Werk, es hat mir sehr viele Türen geöffnet.“

Uraufführung von Farbenklängen

Mit den großen Orchestern und Dirigenten trat sie von Los Angeles bis Tokio auf, war bei den einschlägigen Festivals zu Gast – und spielte immer wieder Sibelius. Ihr Name wurde in der Folge fast automatisch mit dem Finnen in Verbindung gebracht, und das ging ihr dann irgendwann zu weit: „Ich dachte, ich muss das jetzt eine Zeitlang vermeiden, weil die Leute sonst denken, es ist das einzige, das ich spielen kann.“ Den Beweis, dass sie noch sehr viel mehr spielen kann, ist sie nicht schuldig geblieben – auch mit verschiedenen Kammermusikpartnern, unter denen prominente Namen wie Gidon Kremer oder Christoph Eschenbach vertreten sind. Inzwischen ist sie auch wieder mit „ihrem“ Sibelius-Konzert zu hören und knüpft an die großen Erfolge an; daneben stehen aber eben auch Mozart und Bach auf den Programmen. Und mit einem weiteren Projekt begibt sich die Geigerin auf bisher ungewohntes Terrain: Die Uraufführung eines für sie komponierten Konzerts, die im April mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin stattfinden wird. Das Werk von Walter Steffens ist eine musikalische Bildreflexion zu „Abstract Picture (555)“ von Gerhard Richter. Alina Pogostkina freut sich auf die spannende Entdeckungsreise: „Das ist für mich auch ein Abenteuer. Steffens Arbeit ist ja die Vertonung von Bildern. Ich finde es faszinierend, dass er deinen direkten Bezug herstellt und den in Töne verwandelt. Er teilt das Konzert in mehrere Teile, jeder Teil ist eine neue Perspektive auf das Bild. Steffens findet dafür eine sehr farbenreiche Klangsprache, sehr warm und melodiös.“

Album Cover für
Vox Amoris Vasks: Vox Amoris, Tala Geisma,
Vientulais engels Alina Pogostkina
(Violine), Sinfonietta Riga,
Juha Kangas (Ltg.). Wergo

Termine

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