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Sommerreihe: Starke Frauen – Cécile Chaminade

Die Priesterin der Musik

Cécile Chaminade widmete ihr gesamtes Leben der Musik – und der Pflege anderer

vonNicolas Furchert,

„Es ist unglaublich! Es ist kein junges Mädchen, das komponiert, es ist ein Komponist!“ Dieser Ausspruch des französischen Komponisten Amboise Thomas über Cécile Chaminade ist eigentlich nur ein halbes Kompliment, setzt er doch die damals weitverbreitete Ansicht voraus, dass Frauen zu künstlerischen-schöpferischer Tätigkeit ohnehin nicht geeignet seien. Andererseits sah Thomas zumindest in dieser einen Frau einen vollwertigen Komponisten. Chaminade selbst vertrat jedenfalls eine klare Meinung dazu: „Es gibt kein Geschlecht in der Musik.“ Auch sonst war sie mit gesundem Selbstbewusstsein ausgestattet: „Meine Liebe gehört der Musik, ich bin ihre Priesterin, ihre Vestalin.“

Als sie 1942 auf ihr langes Leben zurückblickte, wirkte sie allerdings skeptisch: „Ich hoffe, nicht vergessen zu werden“. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht, heute wird von ihren rund 400 Werken, die nahezu alle in Druck erschienen, fast nur noch das Concertino für Flöte gespielt. Zumindest dieses Stück hat sich im Repertoire der Flötisten behauptet, vielleicht auch, weil es 1902 als Wettbewerbsstück am Pariser Konservatorium zugelassen wurde. Chaminade selbst musste sich mit Privatunterricht begnügen, weil Frauen an eben diesem Konservatorium nicht in die Kompositionsklassen aufgenommen wurden. Dennoch ging sie unbeirrt ihren Weg.

Hit-Komponistin Cécile Chaminade

1857 hineingeboren in eine wohlhabende Bürgerfamilie am Montmartre, die selbst Hauskonzerte veranstaltete, spielte sie noch als Kind Georges Bizet vor, der sie als „Petite Mozart“ bezeichnete. Sie wurde unter anderem Schülerin von Claude Debussy und Issac Albéniz. Mit 18 Jahren gab sie ihr erstes Konzert, zwei Jahre darauf trat sie in der berühmten Salle Pleyel in Paris auf, einem der nicht nur in der heutigen Zeit angesehensten Konzertsäle Europas. Später unternahm sie zahlreiche internationale Tourneen als Pianistin.

Cécile Chaminade, 1890
Cécile Chaminade, 1890 © gemeinfrei

Ihre Erfolge könnten vergleichbar sein mit denen Clara Schumanns, nur dass Cécile Chaminade hauptsächlich eigene Werke aufführte. Dabei ging es ihr nicht primär um die Vermarktung der eigenen Musik, denn das war gar nicht nötig. Das Ballett „Callirhoé“ von 1888 brachte es auf 200 Aufführungen, und das schlichte Lied „L’anneau d’argon“ (Der Silberring) wurde zu einem echten „Hit“: Von den Noten wurden fast 200.000 Exemplare verkauft. Chaminade war „in“. Dies belegen nicht nur mehrere Konzerte vor der englischen Königin Victoria und die Gründungen von Chaminade-Klubs, sondern auch der Handel mit Devotionalien. Es gab Postkarten mit ihren Porträts, aber auch Toilettenartikel, wie sie heute bei Sportstars üblich sind. Wenn Chaminade sich selbst vermarktete, dann in Bezug auf ihre etwas extravagante Kleidung mit großen Hüten, Federboas und anderen Accessoires.

Privates Unglück im Glück und schwindender Erfolg

Einer Ehe stand sie eher skeptisch gegenüber: „Es ist schwierig, das häusliche Leben mit dem künstlerischen zu vereinbaren”, war ihre Meinung. Erst 1901, mit Mitte 40, fand sie mit dem 20 Jahre älteren Musikverleger Louis-Mathieu Carbonel einen Partner, der ihre künstlerischen Ambitionen akzeptierte und mittrug. Carbonel starb nur sechs Jahre nach der Heirat, Cécile Chaminade blieb für den Rest ihres durchaus noch langen Lebens Witwe. 1913 erhielt sie noch einmal besondere Aufmerksamkeit, als sie als erste Komponistin überhaupt Mitglied der französischen Ehrenlegion wurde.

Ihr Stern begann derweil zu verblassen. Ihre Werke galten als nicht mehr zeitgemäß, wurden – nun im negativen Sinn – als Salonmusik abgestempelt. Chaminade hielt jedoch an ihren Überzeugungen fest. Ihre kleinen Charakterstücke, die sie überwiegend komponierte und mit denen sie im 19. Jahrhundert so erfolgreich gewesen war, passten nicht mehr in die neue Zeit und wurden nicht mehr nachgefragt. Nach all den Jahren, in denen Chaminade wie ein Star gefeiert worden war, zog sie sich als Komponistin immer mehr zurück. Nach dem Tod ihrer Mutter 1912 widmete sie sich aufopferungsvoll als Leiterin eines Genesungsheims an der Côte d‘Azur der Pflege verwundeter Soldaten.

In der Erinnerung weiterleben

Doch die Arbeit war physisch anstrengend und die Verpflegung während des Krieges nicht ausreichend. Chaminades eigener Gesundheitszustand verschlechterte sich zunehmend, bis die Schmerzen unerträglich wurden. 1938, nach dem Umzug nach Monte Carlo, verlor sie aufgrund von Entkalkung ihren linken Fuß. Dass sie, die am liebsten nachts komponierte, als Komponistin bereits keine große Rolle mehr spielte, war ihr zu dieser Zeit bewusst. Aus einem Brief an ihren Freund Irving Schwerké von 1942 liest man zwei Jahre vor ihrem Tod jedoch noch Hoffnung darauf heraus, in den Herzen und Erinnerungen derer weiterzuleben, die einen verstehen“.

Das Duo du Rêve spielt das „Concertino für Flöte, op. 107“ von Cécile Chaminade:

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