Mit den „Weißen Nächten“ in St. Petersburg und dem wiederbelebten Flair der russischen Tradition des Mariinsky-Theaters hat Valery Gergiev den Petersburgern ihre Seele und ihren Stolz als große Musikstadt wiedergegeben. Der am 2. Mai 1953 in Moskau geborene Musiker, der in Wladikawkas im Kaukasus aufwuchs, liebt seine Heimat. So richtig glücklich als Intendant und künstlerischer Leiter des Mariinsky-Theaters ist er seit 2006, seitdem der neue Konzertsaal fertig ist. Und er ist stolz darauf, dass er nicht zuerst einen Architekten, sondern einen Akustik-Experten nach seinen Vorstellungen von einem optimalen Konzertsaal gefragt hat. Bei 750 Aufführungen jährlich ist man inzwischen angekommen, durch die Touristen und den exzellenten Ruf sind sie fast immer ausverkauft. Viele Aufführungen werden mitgeschnitten und vom eigenen Mariinsky-Label vermarktet.
In St. Petersburg ist Gergiev zu Hause, dort wohnen seine Frau und die drei Kinder, die er selten sieht, seit sie die Schule besuchen und nicht mehr auf Reisen mitgehen können. Und er ist viel unterwegs. Gergiev tritt in den großen Metropolen der Welt auf und fährt gern durch die kleineren Städte, quer durch Russland zum Beispiel, und auch in Japan liebt er nicht nur Tokio, sondern vielleicht sogar ein bisschen mehr Hokkaido und Sapporo, wegen der Natur. In Deutschland ist er sehr gern in Lübeck und in Baden-Baden.
Das russische Repertoire trägt er in die Welt, aber er wurde auch gefeiert mit Wagners Ring und Richard Strauss‘ „Frau ohne Schatten“. Er hat große Talente entdeckt, darunter die Geiger Maxim Vengerov und Vadim Repin, den Pianisten Evgeny Kissin und die Sopranistin Anna Netrebko. Einer seiner Dirigentenschüler, Tugan Sokhiev, wird demnächst Chefdirigent beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin. Soeben wurde Valery Gergiev Leiter des berühmt-berüchtigten Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerbs. Da gehe es, sagt er, nicht in erster Linie um Sieg oder Niederlage, es gehe vor allem darum, den jungen Musikern international die Chance zu Auftritten zu vermitteln. Auch da ist er in seinem Element, mit dem Selbstverständnis und der Ruhe eines wahrhaft souveränen Global Players.