Fast schon drohte Deutschland ein zweiter Bauskandal. Mehr als zehn Jahre hat es am Ende gedauert und knapp achthundert Millionen Euro gekostet, bis die Elbphilharmonie am 11. Januar 2017 feierlich eröffnet werden konnte. Heute will sich an die Strapazen der langen Bauzeit niemand mehr erinnern. An ihre Stelle sind die Freude und der Stolz über ein neues Wahrzeichen Hamburgs getreten, das jedes Jahr Millionen Menschen aus Deutschland und dem Ausland anzieht. Und das seit mittlerweile fünf Jahren. Christoph Lieben-Seutter, Intendant des Konzerthauses, zeigt sich im Interview dennoch ganz bescheiden. „Ein fünfter Geburtstag ist noch kein ganz großes Jubiläum. Trotzdem haben wir zehn Tage lang Festkonzerte, spannende Projekte mit Orchestern aus Hamburg und auch internationale Gäste. Auch mit Jazz und Weltmusik feiern wir, wie das bei uns so üblich ist.“
Den Anfang macht das Philharmonische Staatsorchester Hamburg unter der Leitung von Kent Nagano und bringt genau wie vor fünf Jahren das von Nagano bei Jörg Widmann in Auftrag gegebene Werk „Arche“ auf die Bühne. Die Jubiläumstage selbst sind für das Residenzorchester, das NDR Elbphilharmonie Orchester mit seinem Leiter Alan Gilbert, sowie für das Ensemble Resonanz reserviert. Abgerundet werden die Tage durch eine Lichtinstallation des Künstlerduos DRIFT in Kooperation mit dem Museum für Kunst und Gewerbe außen am Gebäude. Ursprünglich für den 11. Januar geplant, wird „Breaking Waves“ coronabedingt zum Start des Internationalen Musikfests Hamburg 2022 am 28. April uraufgeführt.
Ein Grund zum Feiern ist es allemal
Während es in den ersten Monaten nach der Eröffnung vor allem die Neugier war, die zahlreiche Menschen in die Elbphilharmonie gelockt hat, sind es heute die ungewöhnlichen Konzertformate. Von Wienerlied über Trommelgruppen bis hin zu Experimentellem – musikalisch wird im neuen Hamburger Konzerthaus viel geboten. Sein Intendant weiß aber, dass auch „der Geist und die Erscheinung des Hauses“ eine Rolle spielen: „Die Besucher haben eine andere Erwartungshaltung, wenn sie zu uns kommen. Hier wird Klassik nicht so präsentiert, wie man es von den Generationen zuvor kennt. Man lässt sich durch die Architektur inspirieren und ist offener, etwas Neues zu erleben.“
Und so ist der Hype bis heute ungebrochen, was sich vor allem an den international renommierten Künstlern zeigt, die sich hier die Klinke in die Hand geben, den meist ausverkauften Konzerten und den zahlreichen Besuchern, die von der Plaza der Elbphilharmonie einen unverstellten Blick auf den Hamburger Hafen und die Innenstadt werfen wollen. Auch wenn es erst fünf Jahre sind, ein Grund zum Feiern ist es allemal!
concerti-Tipp:
5 Jahre Elbphilharmonie – Festwoche
9.-17.1.2022
Kent Nagano, Alan Gilbert, NDR Elbphilharmonie Orchester, Iveta Apkalna
Elbphilharmonie