Alexander Melnikov ist sicher einer der wandlungsfähigsten Spitzenpianisten unserer Zeit, denn er fühlt sich auf diversen historischen Flügeln genauso heimisch wie auf dem modernen Konzertflügel. Nun setzt er seine Prokofjew-Reise, die mit den Sonaten Nr. 2, 6 und 8 begonnen hat, fort, wiederum mit einer Trias, diesmal mit den Sonaten Nr. 4, 7 und 9. Gerade die Siebte ist, im Finale, oft auf ein rein motorisch-virtuoses Paradestück reduziert, aller musikalischen Nährwerte beraubt worden. Das ist bei Melnikov anders. Er horcht subtil in diese Musik hinein und stöbert alle dynamischen Valeurs auf, die vorhanden sind. Wie poetisch Prokofjew klingen kann, zeigt sich etwa im ersten und zweiten Satz der neunten Sonate, wo Melnikov die mal karge Schönheit, mal postimpressionistische Klangsprache auf betörende Weise einfängt. Prokofjew ist mehr als Rhythmus, Härte und Motorik – Melnikov beweist es.
Prokofjew
Klaviersonaten Nr. 4 c-Moll op. 29, Nr. 7 B-Dur op. 83 & Nr. 9 C-Dur op. 103
Alexander Melnikov (Klavier)
harmonia mundi