Wer erleben möchte, wie der junge Johannes Brahms sich als Stürmer und Dränger präsentiert, sollte das Finale aus der ersten Sonate mit Alexandre Kantorow hören. Hier wird nichts beschönigt oder verschleppt. Äußerst resolut zeigt der Franzose, wie schroff, wie rigoros Brahms hier komponiert. Auch die „con fuoco“-Komponente im Scherzo findet adäquat Berücksichtigung. Doch auch dieses frühe Werk deutet bereits voraus auf Brahms, den späteren Lied-Komponisten. Kantorow zeichnet diese Passagen mit feinem Pinsel, ebenso in den fünf Bearbeitungen von Schubert-Liedern. Szenisch-plastisch vor allem „Die Stadt“. Als letztes Werk enthält das Album die „Wandererfantasie“, die ebenfalls die gestalterische Fantasie des Pianisten beweist, teilweise orchestrale Züge annimmt, doch insgesamt ein wenig hinter der Intensität der Brahms-Deutung zurückbleibt.
Brahms: Klaviersonate Nr. 1 f-Moll op. 1, Schubert: Fantasie C-Dur D 760 „Wanderer“, Schubert/Liszt: Lieder
Alexandre Kantorow (Klavier)
BIS