Der Musikhistoriker-Streit, ob für Klavier oder ein Cembalo mit zwei Manualen bestimmt, stellt sich hier nicht. Mutig greift der dänische Star-Akkordeonist Andreas Borregaard über die Grenzen seines schmalen originalen Repertoires nach Bachs „Goldberg-Variationen“. Das verdient Respekt, ist aber auch ein künstlerisches Risiko. Wie alle Werke Bachs für Tasteninstrumente gewinnen auch die „Goldberg-Variationen“ Kontur mit der Durchhörbarkeit der Stimmen und dem Erkennen ihrer motivischen Verästelungen. Gewiss zeigt Andreas Borregaard Sensibilität und setzt auf weiche Schattierungen. Doch ist das Instrument des Tangos, der Shantys und auftaktlastiger Volksmusik offen hörbar nicht das richtige für Bach: Die lange Nachklangdauer befindet sich in permanentem Widerspruch zu dessen skelettierenden Kompositionsstrukturen. Deshalb gelangt dieser gewagte Versuch nicht zu einem überzeugenden Ergebnis.
Bach: Goldberg-Variationen BWV 988
Andreas Borregaard (Akkordeon)
BIS (2 CDs)