Wie begeht ein profilierter Ravel-Interpret wie Bertrand Chamayou, der zuletzt mit eindrucksvollen Cage– und Messiaen-Einspielungen hervorgetreten ist, das Jubiläumsjahr von Maurice Ravel? Auf seinem neuen Album spielt er Klavierfassungen des Komponisten von „Daphnis et Chloé“-Ausschnitten und von „La Valse“ sowie eigene Transkriptionen. Diese stellt er Ravel-Hommagen von Honegger bis Sciarrino gegenüber. Chamayou zeigt vor allem das Moderne an Ravel. Zum Beispiel die bei Satie angesiedelte antiromantische Schlichtheit und Direktheit. Zudem die Ausweitung der Harmonik bis hin zu raffinierten Annäherungen an Geräuschhaftes. Denn auch das steckt hinter den traumschönen, rauschhaften Klanggebilden Ravels. Atmosphärisch, dennoch mit einem Höchstmaß an Transparenz und bemerkenswerter Differenziertheit in der Dynamik, in den Farben, Tempi und in der Phrasierung macht Chamayou dies sinnlich nachvollziehbar. „La valse“ unter seinen Händen wird zum mitreißenden Klanggewitter. In den Ravel gewidmeten Stücken, die von dessen Epoche bis heute reichen, demonstriert der Pianist stilsicher seine Vielseitigkeit. Eine sensationelle Wunderkammer!

Ravel fragments
Werke von Ravel, Nin, Sciarrino, Tansman, Durieux, Vines, Jolas, Honegger & Montsalvatge
Bertrand Chamayou (Klavier)
Erato