Als die Verfasserin dieser Zeilen in Freiburg und Köln lebte, konnte sie mit Blasmusik wenig anfangen. Das hat sich schlagartig geändert, als sie auf ein oberbayerisches Dorf zog und diese Musik in ihrem authentischen Zusammenhang kennenlernte. Die Blaskapelle hat hier nicht nur ihre Konzertauftritte, sondern spielt bei Hochzeiten wie Beerdigungen, gestaltet runde Geburtstage, Gottesdienste oder Dorffeste musikalisch aus. Kurz: Sie ist untrennbar mit dem dörflichen Leben verbunden. Aus diesem Grund sind hier wie nirgendwo sonst alle Generationen und Berufsgruppen vertreten.
Konstanze Frölich beschreibt all das in ihrem Buch. Im Fokus steht die vor 175 Jahren gegründete Musikkapelle St. Andrä in Südtirol. Frölich porträtiert nicht nur deren Geschichte, sondern auch einige ihrer aktuellen Protagonisten, allen voran den Kapellmeister Christian Graf. Dieser ist, was nicht dem Regelfall entspricht, klassisch ausgebildeter Musiker, zudem Wirtschaftswissenschaftler und Manager. So schaut er von einer speziellen Warte auf seine Tätigkeit und zieht spannende Parallelen zwischen der Führung eines Wirtschaftsunternehmens und der Leitung einer Blaskapelle. Sein Credo: Der Dirigent muss mit anschaulichen Beispielen arbeiten. Will er, dass die Musik weicher klingt, lässt er die Bläser pantomimisch eine Katze streicheln. Hier wie dort setzt Graf auf den Dreiklang aus Wollen, Wissen und Können.
Heimatklänge – Die faszinierende Welt einer Musikkapelle
Konstanze Frölich
Amalthea, 176 Seiten
25 Euro