Die Insel ist zu klein, also muss einer der Bewohner sie verlassen. Nein, wir befinden uns nicht auf Jim Knopfs Lummerland, sondern im neuen Kinderbuch von Luis Murschetz. Die Insel trägt hier den Namen Eisland, und der Bewohner, der gleich auf Seite zwei vom Felsen ins Wasser plumpst, ist ein wohlgenährtes, (noch) namenloses Walross. Hier beginnt seine lange Seereise, zunächst auf einer Eisscholle, dann auf einer Transportkiste und zuletzt schwimmend, bis es auf einer norddeutschen Insel an Land geht, sich mit dem Leuchtturmwärter Ludwig anfreundet, von den vielen kleinen Robben aber eher misstrauisch beäugt wird. Das Walross fühlt sich einsam und hat Heimweh. Doch als es eines Tages auf dem Meeresgrund eine Tuba findet und darauf zu spielen lernt, weist „Tubi Walross“ damit nicht nur den Schiffen bei Nebel den Weg, sondern ist mit einem Mal auch bei den Robben sehr beliebt.
Mit 88 Jahren hat der Karikaturist und Kinderbuchautor Luis Murschetz ein Bilderbuch gezeichnet und getextet, das zu Herzen geht und von der verbindenden Kraft der Musik erzählt. Die Geschichte vom Verlust der Heimat und dem Finden eines neuen Zuhauses erinnert an Murschetz’ „Der Maulwurf Grabowski“ aus dem Jahr 1972 – heute ein weltweit beliebter Klassiker der Kinderbuchliteratur. Auch in diesem Buch hat Grabowski einen Gastauftritt. Einen Punkt Abzug gibt es nur für das Lektorat des Diogenes-Verlags, dem es trotz der sehr überschaubaren Textmenge von „Tubi Walross“ nicht gelungen ist, den Fehlerteufel zu besiegen.
Tubi Walross
Luis Murschetz
Diogenes, 32 Seiten
18 Euro