Über 400 Seiten stark ist das Buch von Raimund Lissy über Constanze Geiger, eine Komponistin, Pianistin und Schauspielerin, geboren 1835 in Wien, gestorben 1890 als Baronin von Ruttenstein in Dieppe. Auf ihr künstlerisches Wirken als Wunderkind und junge Frau beziehen sich davon allerdings keine 70 Seiten, auf denen zudem historische Fotos und Dokumente abgedruckt sowie zahlreiche Textpassagen, überschrieben „Apropos“, enthalten sind, die Begebenheiten am Rande aufführen. Darauf folgt der Abriss ihres Lebens nach ihrer Heirat mit Prinz Leopold von Sachsen-Coburg und Gotha, Abbildungen ihrer Konzertorte, 55 Briefe, ein Werkverzeichnis, eine umfangreiche Aufführungsdokumentation über 116 Seiten, ein Nachwort der Lektorin Marion Linhardt sowie ein ausführliches Register. Diese immense Fülle hat Lissy in weniger als einem Jahr zusammengetragen – dafür allen Respekt!
Raimund Lissy macht neugierig auf umstrittene Komponistin
Indes bleibt der Leser etwas ratlos angesichts der Masse an Material, die zu wenig gewichtet, bewertet und zu einem neuen, aussagekräftigen Ganzen zusammengeführt wird. Es mutet an, als sei die fleißige Recherche nur der erste Schritt auf dem Weg, ein Buch über diese zu ihrer Zeit sehr bekannte und keineswegs unumstrittene Künstlerin zu schreiben. So muss sich der Leser mit einer Materialsammlung begnügen. Immerhin kann diese neugierig machen auf eine Komponistin, die damals von der Strauss-Familie geschätzt wurde und es beim diesjährigen Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker als erste Frau je auf den Programmzettel geschafft hat.

„Es liegt ein eigener Zauber in diesem Wunderkinde“ – Constanze Geiger. Komponistin, Pianistin, Schauspielerin aus Wien
Raimund Lissy
Hollitzer, 422 Seiten
45 Euro