Vor 14 Jahren haben Christian Gerhaher und Gerold Huber „Die schöne Müllerin“ schon einmal aufgenommen. Jetzt haben Sie sie um die von Schubert nicht vertonten Texte aus Wilhelm Müllers Gedichtzyklus erweitert, die Gerhaher sanft rezitiert und als eine Art Distanz schaffende Erzählinstanz verwendet. Die Tempi sind leicht schneller als in der ersten Aufnahme, der Ton deutlich expressiver und der bei Schubert ungewohnte Einsatz von stets hauchzart daherkommender Ironie geht ein wenig zu Lasten des von Gerhaher gewohnten nuancierten, lyrischen Farbenspiels. Dafür entdeckt Gerold Huber im Klavierpart viele neue, düstere Momente. Das Zusammenspiel beider kann auch in dieser Aufnahme nur als ideal bezeichnet werden, die Architektur der „schönen Müllerin“ wurde wohl selten so prägnant erfasst. Und doch vermisst man manchmal den schlichten Müllerburschen, der einfach nur an sich und der Welt leidet.
Schubert: Die schöne Müllerin D 795
Christian Gerhaher (Bariton), Gerold Huber (Klavier)
Sony Classical