Nur ein so genuin empathischer Künstler wie Daniil Trifonov kann sich eine derart individuelle Hommage an Frédéric Chopin erlauben. Im Zentrum der eigenwilligen Anthologie stehen dessen zwei Klavierkonzerte mit einer behutsamen Neuinstrumentation von Trifonovs Mentor Mikhail Pletnev. Dabei gerät die angestrebte kammermusikalische Durchhörbarkeit nicht ganz zu jener größeren Kontrastbreite, die dem Solisten mehr Möglichkeiten des Dialogs mit dem Mahler Chamber Orchester hätte bieten sollen. Da klingt der im Original doch so nahe an Bellinis klaren Belcanto-Strukturen schwebende Chopin auf einmal wie ein früher Rachmaninow und die üppige slawische Schule. Der Kontrast zu den von Trifonov meisterhaft zelebrierten Chopin-Reminiszenzen von Schumann, Grieg, Barber und vor allem Frédéric Mompou wird für Diskussionen sorgen, soviel ist sicher. Diese Chopin-Evokationen zeugen von künstlerischem Mut.
Chopin Evocations
Chopin: Klavierkonzerte Nr. 1 & 2, Rondo op. 73, Variationen über La ci darem la mano op. 2 aus Mozarts „Don Giovanni“ & Impromptu Nr. 4
Barber: Nocturne op. 33
Schumann: Carnaval op. 9
Grieg: Etüde „Hommage a Chopin“
Tschaikowsky: Un poco di Chopin (18 Stücke op. 72)
Mompou: Variationen über ein Thema von Chopin
Daniil Trifonov (Klavier), Sergei Babayan (Klavier), Mahler Chamber Orchestra, Mikhail Pletnev (Leitung)
Deutsche Grammophon