Als Württembergischer Hofkapellmeister und Komponist setzte Peter Joseph von Lindpaintner ganz hohe Maßstäbe. Dieser Mitschnitt einer Aufführung vom 27. Festival Rossini in Wildbad 2015 ist offenbar die allererste Einspielung einer seiner 21 Opern: Das 1843 in Stuttgart uraufgeführte und sich kräftig an Meyerbeers Grand opéra-Typus inspirierende Historienspektakel stellt die dem Massaker von 1282 vorausgehenden Kalamitäten ganz anders dar als Verdi und trifft sich mit diesem in den folkloristisch federnden Massenszenen. Dem Genius loci der Wiederentdeckung verpflichtet singt man nicht in deutscher, sondern in italienischer Sprache. Die Bekanntschaft mit dieser großen Oper lohnt unbedingt, selbst wenn man sich dem Werk aus der Perspektive von Rossinis Opern vor 1830 näherte und Lindpaintners eigenes ebenso wichtiges musikalisches Umfeld – Weber, Marschner, Spohr – fast ganz aus den Augen verlor.
Lindpaintner: Il vespro siciliano
Camerata Bach Choir Poznan, Virtuosi Brunensis, Federico Longo (Leitung)
Naxos