Schon der Beginn kommt hier etwas betulich daher, ja onkelhaft. Das könnte mehr Schärfe und Direktheit vertragen. Sicherlich, im Gesamtklang ist dieser Brahms transparent, ausgewogen, deutlich konturiert und sorgsam aufgefächert, daran gibt es nichts zu deuteln. Aber im Verlauf der Spannungskurven scheint immer etwas zwischendurch zu implodieren, die Gefühlsausbrüche wirken allzu kalkuliert. Wilder und ungezügelter wäre schön. Auch wenn es das abgeklärte dritte Klaviertrio von Brahms ist, muss es durchaus nicht so akademisch zugehen. Wie ausgewechselt sind die Herren des Feininger Trios bei Zemlinsky: Hier regiert volle Leidenschaft, Inbrunst, hier wird es auch inniger, da ist alles im Fluss, es wird melodienselig geschwelgt, mit treibender Motorik gespielt. Was für ein kurioser Januskopf, dieses Album.
Klaviertrios von Brahms & Zemlinsky
Feininger Trio
Avi