Das passt doch: Zwei junge Talente von heute erinnern an die junge Avantgarde, die um 1920 Paris eroberte: Les six, das waren eine Frau und fünf Männer, die gegen die Klischees aus Romantik und Impressionismus vorgingen. Ihr Ziel: direkter, schnörkelloser Ausdruck in knappen Formen. Die exzentrische Schlichtheit von Erik Satie war ihr Ideal. In ihrem Album „Les six“ setzen Sopranistin Franziska Heinzen und Pianist Benjamin Mead das frühe Kollektivwerk für Klavier in Beziehung zu Liedern der einzelnen Persönlichkeiten und zu Musik von Satie. Gemeinsamkeiten und individuelle Profile werden dabei deutlich. Benjamin Mead beherrscht auf dem Klavier souverän die maschinenhaften Energieschübe, die Montagetechniken, die Kontraste, die Ironie, die Persiflagen, die subtilen Details. Gleichzeitig erweist er sich als sensibler Liedbegleiter. Franziska Heinzen kitzelt die kokette Nonchalance und auch das theatrale Potenzial der Lieder überzeugend heraus. Wenn es allerdings in verträumte und lyrische Bereiche geht, wäre hier noch mehr an Gestaltungskraft drin.
Les six
Werke von Satie, Auric, Durey, Honegger, Milhaud, Poulenc & Tailleferre
Franziska Heinzen (Sopran), Benjamin Mead (Klavier)
SoloMusica