Die 1985 von der San Francisco Symphony uraufgeführte „Harmonielehre“ war John Adams‘ Befreiungsschlag gegen den Zugehörigkeitszwang in Gruppierungen von Kunstkollegen. Sein suggestives Aufbäumen transformiert Rückgriffe auf die Spätromantik in kühl klingende Flächen. Adams‘ Abnabelungsprozess von der purifizierten Minimal Music sucht post-romantische Nähe zu Richard Wagner, Jean Sibelius und Gustav Mahler. Dagegen ist „My Father Knew Charles Ives“ (2003) eine musikalisch legitimierte Lüge. Besinnung auf minimalistische Strukturen signalisiert bei Adams die respektvolle Hinwendung zu Idealen der Aufklärung und Sehnsucht nach Harmonie. Das Nashville Symphony erweist sich auf dieser Aufnahme erneut als Spezialist für sinfonische Gegenwartsmusik. Das macht die von Adams’ auskomponierten Wechselbäder von aufrauschenden Tutti-Fluten und filigranen Solo-Passagen unter dem intelligent steuernden Giancarlo Guerrero zum puren Hörvergnügen.
Adams: My Father Knew Charles Ives & Hamonielehre
Nashville Symphony, Giancarlo Guerrero (Leitung)
Naxos