Reinheit und Wärme hält man oft für das Gegenteil der bitterbösen Zuschreibungen an die Magierinnen und Herzensbrecherinnen des barocken Musiktheaters. Aber dieser erste Eindruck ist falsch. Denn Gefährliches und Geheimnisvolles entfalten höchste Macht gerade unter dem Anschein von Arg- und Harmlosigkeit. Giulia Semenzato duettiert unter Vorspiegelung dieser falschen Gemütslügen mit den Blechbläsern also äußerst liebenswürdig. Dann sendet sie blendend schöne Sopran-Strahlen über das Kammerorchester Basel. Neben der Prinzessin Angelica porträtiert sie mehrere attraktive Figuren aus Opern nach Ariosts „Orlando furioso“. Die Waffen dieser unwiderstehlichen Luxusgeschöpfe für den psychischen und physischen Geschlechterkrieg sind noch versteckt unter Samt und Seide. Die penibel korrekte Rhythmisierung passt zu strengen Amazonen besser als für die den Kreuzrittern so gefährlichen Wunderfrauen.
Angelica diabolica
Arien von Rossi, Porpora, Sabadini, Steffani, Händel & Pollarolo
Giulia Semenzato (Sopran), Kammerorchester Basel
Outhere / Alpha