Karlheinz Stockhausens siebzigminütiges „Mantra“ für zwei Pianisten von 1970 gehört zu den Virtuosen-Schwergewichten aus der Nachkriegsmoderne. Als frühe Formelkomposition von Stockhausen stellt es die Quadratur des Kreises dar, weil es Determinierung mit Intuition verbindet. Zudem verschmelzen die Klaviertöne mit elektroakustischen Klängen. Crotales kommen auch noch dazu. So werden dann viele verschiedene Spieltechniken und Klanggestalten durchdekliniert. Auch heute hat das Stück kein bisschen Patina angesetzt, so auch in der Interpretation des GrauSchumacher Piano Duos. Die Kraftanstrengungen sind hier nicht anzumerken. Alles wirkt leicht und selbstverständlich, ja sogar tatsächlich sinnlich. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Einsätze dramaturgisch schlüssig wie theatrale Einwürfe gestaltet sind, in reichhaltigen Artikulationsnuancen und Klangfarben. Avantgarde als spannendes Feuerwerk – so geht das.
Stockhausen: Mantra
GrauSchumacher Piano Duo, SWR Experimentalstudio
Neos