Der Titel des Albums stammt nicht von den Künstlern. Aber er scheint in Parallele zu Robert Schumanns Chamisso-Zyklus „Frauenliebe und -leben“ bestens angebracht. Dieser Wechsel der binären Genderperspektive ist überfällig, denn keines der poetischen Ichs in den Liedern kann als toxisch bezeichnet werden. Vielmehr spüren „Softies“ mit ihren aufgerissenen und abgehalfterten Frauengeschichten auch der eigenen inneren Biografie nach. Günther Groissböcks Haltung dazu ist schnörkellos sensibel, ohne verzärteltes Selbstmitleid. Er verweigert Feinheitenkrämerei, welche auf eine marode Persönlichkeitsstruktur der versehrten Männer schließen lassen. Groissböck und der sensitive Malcolm Martineau nehmen den Emotionen- und Testosteron-Output also ernst, schön, feinfühlig. Fast vierzig Jahre alt ist Herbert Grönemeyers Song „Männer“ – dieses Album gerät zur stimmstarken Bestätigung aus der Klassik-Ecke. Bravo.
Männerliebe und Leben
Werke von Beethoven, Schumann, Bruckner & Brahms
Günther Groissböck (Bass), Malcolm Martineau (Klavier)
Gramola