Hanka Meves, Autorin, Journalistin und Historikerin, die bisher Sachbücher sowie Kurz- und Kindergeschichten veröffentlicht hat, legt mit „Die Komponistin von Köln“ ihren ersten Roman vor. Darin verarbeitet sie die Geschichte von Maria Herz, die sie aus Briefen und dem Familiennachlass recherchiert hat. Erfunden hat sie dagegen deren beste Freundin, die Ich-Erzählerin Franziska. Die Mädchen stammen aus großbürgerlichen Haushalten, in denen Personal von der Köchin bis zum Kindermädchen ebenso dazu gehört wie das eigene Musizieren, der Umgang mit Kunst und Literatur. Die Schilderung des Bildungsbürgertums gegen Ende des 19. Jahrhunderts erinnert an Else Urys „Nesthäkchen“-Reihe. Während deren Protagonistin im Berlin der Kaiserzeit aufwächst, leben Mariechen und Franzi in der Domstadt Köln. Wer diese kennt und mit „der Flora“ oder „dem Gürzenich“ eigene Erinnerungen verknüpft, wird die Lektüre besonders genießen.
Rebellion gegen das herrschende Frauenbild
Wie schon Ury lässt Meves die Mädchen rebellieren gegen das herrschende Frauenbild, das Ehe und Mutterschaft als einzig erstrebenswertes Ziel kennt. Während Mariechen zwar jung heiratet und bald Mutter von vier Kindern ist, gelingt ihr gleichwohl eine Karriere als Pianistin, später auch als Komponistin. Die Kämpfe der Freundinnen, nicht zuletzt gegen die eigenen Väter, aber auch die Schwierigkeit, sich als Frau künstlerisch in von Männern dominierten Bereichen durchzusetzen, thematisiert Meves spannend und mitreißend. Das Unheil des aufkommenden Nationalsozialismus und die daraus resultierende Bedrohung der jüdischen Protagonisten sind darin eindrucksvoll verwoben. Ein gelungenes Debüt!