Dieses Album entstand am Wendepunkt einer sängerischen Entwicklung. In den berüchtigten „Vier letzten Liedern“ und anderen Stellen hört man von Hanna-Elisabeth Müller einen gut gefassten und reinen lyrischen Sopran, der trotzdem mehr im irdischen als im himmlischen Leben steht. Dabei belässt sie es nicht. Im berühmten „Ständchen“ kommen farbkräftige, junge und satte Töne, die einen Weg ins dramatische Fach zu eröffnen scheinen. Diese Wechsel von Klarheit und Kraft machen das Album spannend und im Vergleich mit homogeneren Stimmansätzen von konkurrierenden Aufnahmen ungewöhnlich. Christoph Eschenbach lässt sich kaum auf die Effektwirkungen der beliebten Instrumentationen ein. Dafür kommen die Details in milder Blütenvielfalt. Anstelle einer im Orchesterflimmern versinkenden Stimme gibt es hier Kontraste, Affektwechsel und ein jugendfrisches Leuchten jenseits einer hier gern angesteuerten Kuschelromantik.
Sinnbild
Lieder von R. Strauss
Hanna-Elisabeth Müller (Sopran), WDR Sinfonieorchester, Christoph Eschenbach (Leitung)
Pentatone