Nach erstaunlich langer Frist von rund vier Jahren hat das Jerusalem Quartet nun seinen Zyklus mit den Streichquartetten Béla Bartóks komplettiert – um die Werke Nr. 1, 3 und 5. Trotz der großen Pause sind sich die vier Musiker in ihrem Ansatz treu geblieben. Sie kehren nicht plakativ die (vor allem rhythmischen) Effekte dieser Musik hervor, sie tappen, anders gesagt, nicht in die Bartók-Falle, sondern konzentrieren sich auf melodische Verläufe, auf harmonische Modulationen und flächige Momente, wie in der „Coda“ des dritten Quartetts. Dennoch wird jederzeit die Hingabe an diese Musik hörbar, deren Kompliziertheit nur dann einfach klingt, wenn man zuvor tief in die Materie eingetaucht ist, wie im hauchzarten Beginn des Adagio-Satzes im fünften Quartett. Das Jerusalem Quartet überzeugt mit warmer Tongebung, die nur in wenigen, mit viel Bedacht ausgewählten Momenten grell auflodernd.
Bartók: Streichquartette Nr. 1, 3 & 5
Jerusalem Quartet
harmonia mundi