Manchmal war Rossini bei der Wahl seiner Sujets etwas rückständig. Im Fall von „Armida“ (Neapel 1817) hatte er einen wichtigen Grund. Neben der Titelpartie für seine spätere Ehefrau Isabella Colbran gibt es in dieser Oper keine weitere Frauenfigur. Die Zauberin singt, selbst wenn sie im Drachenwagen das Weite sucht, fünf Tenöre, ein ganzes Kreuzfahrerheer und dazu ihr lüsternes Imperium in Grund und Boden. José Miguel Pérez-Sierra breitet Ruth Iniesta dafür einen goldenen Klangteppich mit betörenden Bläserfarben und sinnlichem Samt aus. Iniesta triumphiert mit kräftigem und vitalisierend beweglichem Bravoursopran. Chöre und Tenöre beteiligen sich an Rossinis hedonistischem Zärtlichkeitsrausch, der in Armidas und Rinaldos erstem Duett, dem Liebesgarten-Tableau und dem Ritter-vom-Hohen-C-Terzett satte Höhepunkte ansteuert. Alles andere ist auch sehr schön und dazu noch von dramatischer Energie.
Rossini: Armida
Ruth Iniesta (Armida), Michele Angelini (Rinaldo), Patrick Kabongo (Gernando), Moisés Marín (Goffredo), Kraków Philharmonic Chorus & Orchestra, José Miguel Pérez-Sierra (Leitung)
Naxos