Musikalisch ist die „Bajadere“ eine fast reine Abfolge von Tänzen vom Walzer bis zum Shimmy, einem Tanz aus den USA, der zur Zeit der Uraufführung in den 1920er-Jahren auch in Europa beliebt war. Inhaltlich ist sie vor allem ein Spiel mit Genrekonventionen. Die Hauptfigur etwa ist eine Operetten-Sängerin, die ihre Schauspielkünste auch gerne off-stage erprobt. Das seinerzeitige Erfolgsmodell „Exotismus“ bleibt augenzwinkernde Behauptung und ein wenig Orchesterklang. Richard Bonynge motiviert Chor und Funkhausorchester des WDR zu funkelnd elegantem, dynamisch lockerem Spiel und trifft genau den Ton des selten gespielten Stückes. Dazu ist Heike Susanne Daum in der Titelrolle einfach fabelhaft. Mit luftig schlanker Höhe tanzt sie geradezu durch ihre durchaus anspruchsvolle Partie. Rainer Trost spreizt seinen lyrischen Tenor hübsch sahnig aus, Anke Vondung und Stephan Genz dagegen beginnen als Buffo-Paar mit skrupulöser Liedersänger-Akkuratesse und tauen erst nach und nach auf.
Kálmán: Die Bajadere
Heike Susanne Daum (Sopran), Anke Vondung (Mezzosopran), Rainer Trost, Christian Sturm & Dirk Schmitz (Tenor), Miljenko Turk & Stephan Genz (Bariton), Ulrich Hielscher (Bass), WDR Rundfunkchor, WDR Rundfunkorchester, Richard Bonynge (Leitung)
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