Eine Ausnahmeerscheinung ist der zwischen den Welten von Jazz und Klassik wandernde russische ECHO-Preisträger Kirill Gerstein zweifellos. Er überwindet Armstrongs und Bernsteins für Gershwin rhythmisch und metropolitan akzentuierte Klangkaskaden. Dafür steuern Gersteins luxuriös wattierte Akkordläufe und das chopinesk rundende Saint Louis Symphony Orchestra tief hinein ins loungige Vergnügen. Das hat mehr perlende Intimität als Drive und bricht total mit den bislang wahren Arten, die „Rhapsody in Blue“ zu spielen. Bei Kirill Gerstein wird sie zum Filetstück ohne Sehnen. Die Zeit steht still bei Thomas Drakes samtweichem Trompetensolo, das nicht nur eine charaktervolle Insel im „Klavierkonzert in F“ ist, sondern das ganze Programm um einen wohltuend virilen Akzent bereichert. Jubel und Zwischentexte bringen Live-Atmosphäre in die mit Earl Wilds „Virtuose Etüden nach Gershwin“ aufgelockerte Werkfolge.
Gershwin
Gershwin: Rhapsody in Blue (Jazzband-Version), Klavierkonzert in F & Summertime
Wild: Virtuoso Etudes after Gershwin (Somebody loves me, I got Rhythm & Embraceable you)
Levant: Blame it on my youth
Kirill Gerstein (Klavier), Saint Louis Symphony Orchestra, David Robertson (Leitung)
Myrios