Bei Richard Strauss ist für Musiker vieles erlaubt, was sonst die Grenzen der Gruppendisziplin überschreitet. Denn seine sinfonischen Dichtungen sind Nasenstupser gegen den philiströsen Konzertbetrieb um 1900. Diese verspielte Opposition versteht sich als erfindungsreiche Abkehr von traditionellen Formmustern mit koloristischen und instrumentalen Überraschungseffekten. Krzysztof Urbański lässt das NDR Elbphilharmonie Orchester drei Tondichtungen, mit denen Strauss unter den Namen dreier das Bürgertum aufmischender Störenfriede in satztechnischer Meisterschaft provozierte, durch artifiziellen und burschikosen Schönklang glänzen. Dann vernimmt man wieder berückend schöne Soli und ein sportliches Musizieren, das in der Hamburger Laeiszhalle die angemessen feine akustische Umhüllung erhielt. Nicht einmal die bombastische Einleitung zu „Also sprach Zarathustra“ wird zum sinfonischen Schwergewicht.
R. Strauss: Also sprach Zarathustra op. 30, Don Juan op. 20 & Till Eulenspiegel op. 28
NDR Elbphilharmonie Orchester, Krzysztof Urbański (Leitung)
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