Wenn man diese Liebkosung von Bachs Weimarer Kantaten sowie der zugefügten Telemann-Kantate auf einen Text Erdmann Neumeisters hört, fallen entscheidende Unterschiede zur mitteldeutschen Bach-Tradition auf. Diese gibt ihrer Ehrfurcht vor dem genialen Weimarer und Leipziger Kantor mit Strahlen, Strenge und Glanz Ausdruck. Anders Paul Agnew, dem die französischen und italienischen Stileinflüsse auf Bach sehr wichtig sind. Les Arts Florissants eröffnet mit nur acht Sängern – vier Soli und einem Chorquartett – einen fürwahr intimen Kosmos. Die Nähe zwischen Kunstschöpfung, Musik und Interpretation gerät zur Offenbarung. Agnew macht den Entwicklungssprung Bachs in der höfischen Kultur Weimars hörbar. Menschliche Stimmen und Instrumente wetteifern um einen optimalen weichen Gestus, in luxurierender Freude an Musik und im Vertrauen auf die von Bach in Aussicht gestellte Geborgenheit.

J. S. Bach: A Live in Music Vol. 2 – The Weimar Years
J. S. Bach. Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen BWV 12, Nun komm, der Heiden Heiland BWV 61 & Himmelskönig, sei willkommen BWV 182, Telemann: Nun komm, der Heiden Heiland TWV 1:1178, J. M. Bach: Nun komm, der Heiden Heiland
Benjamin Alard (Orgel), Les Arts Florissants, Paul Agnew (Leitung)
Les Arts Florissants