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Rezension Martin Kuuskmann – Schubert: Winterreise

Rastlos und gedankenreich

Fagottist Martin Kusskmann kleidet Franz Schuberts „Winterreise“ in ein ebenso suggestives wie virtuoses neues Klanggewand.

vonRoland H. Dippel,

Die am 21. November 2020 im Estonia Konzertsaal Tallinn uraufgeführte Duo-Variante reduzierte Franz Schuberts epochalen Liedzyklus um acht Stücke. Der Charakter des Klavierparts ist höchst virtuos, das meist der Gesangsstimme folgende Fagott dagegen sehr konzentriert. Voll kontrastreichem Raffinement, mit der Dichte von Arnold Schönberg nach Vorstoß zur Zwölftönigkeit und der wilden Improvisationslust eines Louis Armstrong paaren die Virtuosen ihr Arrangement. Verschiebungen schärfen die Stimmungen und den hinter Schuberts Rhythmen verborgenen Puls. Die hohe Kunst von Martin Kuuskmann und Kristjan Randalu tendiert zum stetigen Überschwang ihrer suggestiven Mittel: Es ist bezeichnend, dass zum Beispiel „Der Leiermann“ fehlt, weil da die Starre, die Stille und das Schweigen selbst zu Musik werden. Die redselige Synergie des Duos aber durchdringt alles, sogar Schuberts trügerische Ruhepunkte.

Martin Kuuskmann
Martin Kuuskmann

Schubert/Randalu: Winterreise D 911

Martin Kuuskmann (Fagott), Kristjan Randalu (Klavier)
Berlin Classics

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