Beim Hören der Carmina Burana auf heimischen HiFi-Geräten ergibt sich ein Problem: Die dynamische Bandbreite des Werks so groß, dass man ständig am Lautstärkeregler fummelt, um Leises hörbar zu machen und Lautes nachbarverträglich. Die vorliegende Einspielung ist in diese Hinsicht pflegeleichter als andere. Kristjan Järvi stachelt Sänger und Orchester weniger zu orgiastischen Ausbrüchen an, bemüht sich dafür um ein ausgewogenes, fein ziseliertes Klangbild – besonders im Chor gelingt ihm das vorbildlich. Freilich geht einiges an Ausdruck und Kraft verloren, wenn die perkussive Schärfe fehlt und reizvolle Instrumentenstimmen im Hintergrund verbleiben. Nicht ganz organisch fügen sich die männlichen Gesangssolisten ins musikalische Geschehen ein. Hier fehlt die lyrische Leichtigkeit, der Mut zur Parodie, wie er etwa im Klagegesang des gebratenen Schwans gefordert ist. Im riesigen Schwarm der Carmina-Aufnahmen schwimmt die Einspielung des MDR dennoch recht weit vorne mit.