Die Musik des Barock mit ihrem reichen Rankenwerk, ihren starken Kontrasten und ihrer rhythmischen Energie bietet einen Paradiesgarten für Musiker. Nur: Die Gitarre spielte damals keine große Rolle. Jetzt betritt Meistergitarrist Miloš Karadaglić das Terrain mit faszinierenden Bearbeitungen des Repertoires. Wie genial der Vorstoß ist, zeigen die Ergebnisse: Wenn Karadaglić Cembalo-Stücke von Scarlatti und Händel spielt, verleiht er ihnen Wärme und lebendige Phrasierung, als wären sie für Gitarre geschaffen. Bei Konzertsätzen von Vivaldi ist der Gitarrist voll in seinem virtuosen Element mit den temperamentvollen Streichern des Ensembles Arcangelo. Jedoch ohne eitles Funkeln, stattdessen schwingen die verdichteten Affekte einer Barockoper mit. Atemberaubend ist die Interpretation der viertelstündigen Chaconne aus Bachs Partita Nr. 2 für Violine solo auf der Gitarre: Karadaglić gestaltet eine tief empfundene Szenenfolge unterschiedlicher Stimmungen mit durchgehender Spannungslinie. Überhaupt: Wie er einzelne Phrasierungen differenziert voneinander absetzt und sensibel Akzente setzt, ist ganz große Kunst.
Baroque
Werke von Rameau, Händel, Vivaldi, Weiss, Scarlatti, Marcello, J. S. Bach, Boccherini & Couperin
Miloš Karadaglić (Gitarre), Arcangelo, Jonathan Cohen (Leitung)
Sony Classical