Erst vor kurzem hat Daniil Trifonov eine berührend-eindringliche Aufnahme der 8. Prokofjew-Sonate vorgelegt, nun präsentiert Nicholas Angelich seine Sicht auf dieses Werk. Zunächst fällt auf, dass er in allen drei Sätzen teils eine deutliche Spur langsamer ist als Trifonov. Das betont den intimen Charakter dieser Sonate umso stärker. Angelich deutet den dritten Satz nicht virtuos, sondern spiegelt eher das gelöste und befreiende Moment. Glocken- und Fanfaren-Anklänge kommen unmittelbar zur Geltung, nicht als Triumphgebärde, sondern wie mit innerer Erleichterung. In den „Visions fugitives“ hört man den poetischen Reichtum, das Geheimnisvoll-Andeutende weniger intensiv als in Prokofjews eigener Aufnahme. Diese Distanz scheint beabsichtigt. Angelich spielt naturalistischer: kleine Form mit großer Unmittelbarkeit. Auch die Ausschnitte aus der Ballettmusik „Romeo und Julia“ bleiben frei von künstlichen Effekten.
Prokofjew: Klavierwerke
Klaviersonate Nr. 8 B-Dur op. 84, Visions fugitives op. 22 & Romeo und Julia 0p. 75 (Auszüge)
Nicholas Angelich (Klavier)
Erato