Zur Kammermusik hat Bruckner wenig beigetragen, und auch das c-Moll-Quartett aus den Studienjahren bei Otto Kitzler zählt ebenso wenig zu den Gipfelwerken der Gattung wie das Thema mit Variationen Es-Dur, das vom Quatuor Diotima gleichwohl mit der adäquaten Ausdrucksintensität musiziert wird. Die Sensation dieser Einspielung ist vielmehr das fast fünfzigminütige Streichquartett des Brucknerschülers Friedrich Klose, das dieser zwischen 1908 und 1911 komponiert hat. Ein in vielerlei Hinsicht maßloses Werk, das sowohl die Grenzen der Quartettbesetzung als auch jene des Ausdrucks zu sprengen sich anschickt und trotz seiner tonalen Struktur weit in die Moderne vorausweist. Beethovens op. 132, so schrieb Klose, habe ihn zur Komposition inspiriert, und auch sein Werk trägt jene Züge bekenntnishafter, fast selbstverzehrender Unbedingtheit, die das Quatuor Diotima in aller Radikalität ausspielt. Groß!
Bruckner: Streichquartett c-Moll, Rondo c-Moll & Thema mit Variationen Es-Dur, Klose: Streichquartett Es-Dur
Quatuor Diotima
Pentatone