Ende der 1990er Jahre stürzte sich René Jacobs in das Abenteuer, alle zentralen Mozart-Opern aufzunehmen. Jetzt schließt sich mit Nummer acht der Kreis. Die Entführung aus dem Serail ist Singspiel-Problemkind, vor allem wegen der Dialoge, die hier, wie zuvor schon in der Zauberflöten-Produktion, hörspielähnlich aufgewertet wurden. Und auch hier übernimmt, obwohl Rezitative fehlen, das Hammerklavier zusätzliche dramaturgische Funktionen. Die damalige Türkenmusik wird in Jacobs‘ historisierenden Ansatz wie selbstverständlich integriert, so dass – wie bereits in der Harnoncourt-Aufnahme von 1985 – herrliche Klang-Kontraste entstehen. Die Solisten sind exzellent gewählt, mit einer beeindruckenden Robin Johannsen als Konstanze an der Spitze. Doch das ganze Ensemble besticht insgesamt, mit Mari Eriksmoen als Blonde, Maximilian Schmitt als Belmonte, Julian Prégardien als Pedrillo, Dimitry Ivashchenko als Osmin. Es entsteht ein mehr als zweieinhalbstündiges Sing-Hörspiel, phrasierungsgenau gespielt von der Akademie für Alte Musik Berlin, die längst auf Jacobs‘ Mozart-Stil geeicht ist.