Einen aufregenden Blick in Händels Recycling-Werkstatt bietet René Jacobs mit seiner rekonstruierten Fassung der Agrippina. Denn der Dirigent hat aus zahlreichen älteren Werke, aus denen Händel Musik für seine Oper entnommen hat, Subtexte rekonstruiert, die zum Teil ein ganz neues Licht auf die Figuren werfen: Claudius erscheint hier durchgehend als unfreiwillig komische Figur, Agrippina ist verlogen, im Nerone findet Jacobs die „Wollust“ aus einer Kantate Händels verkörpert. All diese versteckten Bedeutungen der Musik werden ausführlich im Booklet erklärt – vor allem aber kann man sie stets hören. Wie Agrippina mit ihrem von der Oboe repräsentierten Gewissen ringt, dass die Versöhnung von Poppea und Ottone nur von kurzer Dauer sein wird, die Lügen Agrippinas und die Eitelkeit Poppeas: Das alles lässt das Ensemble beeindruckend lebendig werden.
CD-Rezension René Jacobs
Werkstattbesuch
Réne Jacobs erweckt die Figuren und ihre Doppeldeutigkeiten in Händels Agrippina zum Leben
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Philippe Jaroussky, Bejun Mehta, Max Emanuel Cencic – die berühmten Countertenöre haben alle schon mit ihm zusammen gearbeitet. Kein Wunder, denn in ihrem Repertoire ist er zu Hause. Früher sang René Jacobs selbst die Partien, die einst für Kastraten geschrieben waren, und…
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