Regnerisches Herbstwetter und die düstere Jahreszeit können ganz schön auf die Stimmung schlagen. Dem Melancholiker könnte das neue Album „Prayer“ der Star-Cellistin Sol Gabetta mit seiner von Leid und Herzschmerz geprägten Auswahl von dem jüdischen Leben gewidmeten Werken glatt den Rest geben … wäre da nicht dieser singende, so ungemein intensive Ton der Argentinierin, der eben dieses Leid und den Herzschmerz, aber auch die inneren Dramen in ihrer ganzen Ausdrucksweite zu durchmessen vermag. Ob nun Blochs titelgebendes Zyklusstück, seine „Méditation“ oder auch die sinfonische Dichtung „Schelomo“: Stets weiß die 35-Jährige ebenso suggestiv wie intelligent zu gestalten, vermag ihr raffiniertes Spiel mit den Klangfarben auch in den Liedern Schostakowitschs über die lupenreine Intonation und technische Souveränität hinaus die zutiefst menschlichen Gefühle zu treffen. Zweifelnd, nagend, existenziell. Bohrend, dramatisch, doch auch träumend. Und hilft uns am Ende damit sogar über den Winter-Blues hinweg.
Prayer
Bloch: From Jewish Life, Nigun aus „Baal Shem“, Méditation hébraïque
Schostakowitsch: From Jewish Folk Poetry
Casals: Gesang der Vögel
Sol Gabetta (Violoncello), Amsterdam Sinfonietta, Candida Thompson (Leitung), Orchestre National de Lyon, Leonard Slatkin (Leitung), Cello Ensemble Amsterdam Sinfonietta)
Sony Classical