Das ist schon sehr gewagt, Johann Sebastian Bachs berühmtestes Orgelstück „Toccata und Fuge d-Moll“ mit seinen raumgreifenden, brausenden Klangstürmen in ganz andere Dimensionen zu übertragen. Dimensionen, die dem Wesen des Orgelwerks völlig entgegenstehen, so möchte man meinen. Aber was für eine Überraschung: Wenn Thibault Cauvin Bachs mächtig brausenden Allzeithit auf seiner Gitarre spielt, erhält dieser plötzlich eine ungeahnte Intimität, wird filigran, ja teils sogar fragil, und duftig. Verblüfft nimmt man wahr, welche Feinheiten, welche Verästelungen, welche dezenten Akzente der französische Gitarrist aus dem Stück hervorzaubert. Das Kuriose dabei: Obwohl die bekannten Eindrücke im inneren Ohr als Erinnerungsfolie mitschwingen, wird die rauschende Orgel keinesfalls vermisst. Vielmehr wirkt das Ganze wie eine höchst inspirierte Originalkomposition für Gitarre. Das ist frappierend. Was für ein Coup! Große Kunstfertigkeit, souverän, präzise, farbenreich. Thibault Cauvins Spiel ist von Anfang bis Ende mitreißend. Das gelingt genauso überzeugend bei Bachs Partita Nr. 2 d-Moll, eigentlich für Geige solo, und bei drei Bach-Paraphrasen aus unserer Zeit, komponiert von Thibault Cauvins Bruders Jordan.
Bach
J. S. Bach/Cauvin: Toccata und Fuge d-Moll BWV 565 & Partita BWV 1004, Cauvin: Bach Autrements I-III
Thibaut Cauvin (Gitarre)
Sony Classical