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Rezension Thomas Guthrie – Schubert: Die schöne Müllerin

In Seelenfeuer gehärtete Worte

Alte-Musik-Experte Thomas Guthrie verwandelt die Bitterstoffe von Schuberts „Die schöne Müllerin“ in Klangschärfe.

vonRoland H. Dippel,

Viril und bockig rhapsodiert Thomas Guthrie von Leid, Leidenschaft und Eifersucht. Scharf fahren die Instrumente von Barokksolistene in diese Bestandsaufnahme und sind fast so verletzend wie die schmerzhaften Emotionen von Schuberts und Müllers Liebesenttäuschung-Report. Thomas Guthrie will das Wissen um Deklamation und die rhetorische Gestaltung in Musik und „Kunstlied“ wiederbeleben. Damit bieten die Wellenbänder und rhythmischen Figuren der Begleitung keinen Schutz mehr vor Schuberts melodischer Schmerzmunition. Im Gegenteil: Mit der Treffsicherheit des Regisseurs und der Genauigkeit des Alte-Musik-Experten holt Thomas Guthrie Bitterstoffe aus den Noten und verwandelt sie in Klangschärfe. Nicht allen wird dieses essenzielle Arrangement von in Seelenfeuer gehärteten Worten und in Melodien verhüllten Stichverletzungen gefallen. Doch diese Haltung kommt Schuberts Abgründen beklemmend nahe.

Thomas Guthrie
Thomas Guthrie

Schubert/Guthrie: Die schöne Müllerin D 795

Barokksolistene, Bjarte Eike (Violine & Leitung)
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