Seit dem Sensationserfolg der szenischen Uraufführung der Passagierin im Jahr 2010 gilt Mieczysław Weinberg (1919-1996) allgemein als wichtiger zeitgenössischen Musiktheaterkomponist, obwohl sich das bisher kaum in den Spielplänen niederschlägt. Auch an seiner späten Oper Der Idiot nach Dostojewski frappieren die dichte dramatische Atmosphäre und vor allem die Orchesterbehandlung. Weinberg fächert den Klang in etliche Einzelstimmen bis ins Geräuschhafte auf und etabliert doch einen düster grundierten Stop-Motion-Fluss, der das Geschehen zu bestimmen und die sich selten vermischenden Stimmen zu leiten und nicht selten bloßzustellen scheint. In dem, von wenigen Bühnengeräuschen abgesehen, auch klanglich hervorragenden Live-Mitschnitt gelingt es Thomas Sanderling und dem Ensemble und Orchester des Nationaltheaters, den Zuhörer über drei Stunden lang in dieses komplexe Musik-Drama hineinzuziehen.