„Gefühlsstürme“ ist das Motto des Eröffnungskonzert der Spielzeit 2023/24: Dem 3. Klavierkonzert von Rachmaninow und der 3. Sinfonie von Brahms stelle ich die Tannhäuser-Ouvertüre voran. Nach meinem Ring-Sommer in Bayreuth, ist das für mich der perfekte Einstieg in meine 7. Spielzeit als Chefdirigent der Deutschen Radio Philharmonie.
Mit dem Schlussakkord der Eröffnungs-Matinée heißt es Kofferpacken: sieben Konzerte liegen im September in Südkorea vor uns, unter anderem an meiner Wirkungsstätte als Musikdirektor des koreanischen Rundfunkorchesters in Seoul. Auch in den kommenden Monaten bin ich mit der Deutschen Radio Philharmonie abseits unserer Headquarters in Saarbrücken und Kaiserslautern immer wieder unterwegs: gleich im Anschluss an die Tournee zum Beispiel mit Jewgenij Kissin im BASF-Feierabendhaus Ludwigshafen und in der Philharmonie Luxemburg.
Auf Gastspielreise gehen wir im Laufe der Saison mit dem Cellisten Mischa Maisky nach Karlsruhe und Ludwigsburg, mit der deutsch-koreanischen Spitzen-Geigerin Clara-Jumi-Kang und dem 2. Violinkonzert von Szymanowski ins Arsenal Metz oder mit den großen Beethoven-Sinfonien „Eroica“ und „Schicksals-Sinfonie“ zum Jahreswechsel 2023/24 in die Rheingoldhalle Mainz. Besonders freue ich mich auch auf unser Strauss-Programm in Mannheim mit den „Vier letzten Liedern“ und der von mir hochgeschätzten Sopranistin Krassimira Stoyanova.
In den großen sinfonischen Reihen an unseren Sender-Standorten Saarbrücken (SR) und Kaiserslautern (SWR) trägt uns ein inspirierendes Stamm-Publikum. Musik meiner finnischen Heimat hat hier seit meinem Amtsantritt 2017 einen festen Platz in den Konzertprogrammen und wir haben mittlerweile eine ganze Reihe sinfonischer, kleiner, feiner Sibelius-Raritäten aufgeführt, die selbst in Finnland kaum gespielt werden. Unter meinen persönlichen Highlights der Saison ragen deshalb auf jeden Fall die drei Sibelius-Sinfonien heraus, die meinen Sibelius-Zyklus mit der Deutschen Radio Philharmonie fast komplett machen, und natürlich die Konzerte mit meinen Künstlerfreunden und Weggefährten, den finnischen Pianisten Olli Mustonen und Antti Siirala. Ein besonderer Augenblick ist für mich auch die Aufführung der 2. Sinfonie von Anton Bruckner, dessen Musik mir sehr nahe ist. Sie hat eine überwältigende, monumentale Kraft. Im Bruckner-Jahr 2024 widme ich dieses Konzert dem großen Bruckner-Dirigenten Stanisław Skrowaczweski. Der 2017 verstorbene Ehrendirigent der Deutschen Radio Philharmonie hätte 2023 seinen 100. Geburtstag gefeiert.
Erstmals verbindet sich der Klarinettist, Komponist und Dirigent Jörg Widmann als Creative Partner mit der Deutschen Radio Philharmonie und hat eine „Mozart-Woche“ und eine „Mendelssohn-Woche“ im wahrsten Sinne des Wortes „komponiert“ – aus Alt und Neu. Nicht nur für das Publikum, auch für unsere Musikerinnen und Musiker können sich so neue Zugänge und Hörweisen öffnen. Besonders schätze ich, dass Jörg Widmann dabei das Publikum in seiner ganzen Breite im Blick hat: In einem Konzert verknüpft er Mozarts „Jupiter-Sinfonie“ mit dem Adagio für Glasharmonika und seinem eigenen Orchesterwerk „Armonica“, wir hören auch seine Orchester-Bearbeitung der Klarinettensonate von Mendelssohn und lernen Jörg Widmann in einer „Lecture“ als Moderator am Klavier oder als Vermittler einer „Musik für junge Ohren“ kennen.
Die Frage „ wie kann ich Menschen für klassische Musik begeistern, die bislang noch keinen Kontakt zu diesem Genre hatten“, beschäftigt natürlich jeden von uns. Unsere sehr erfolgreiche „Musik für junge Ohren“-Reihe zum Beispiel ist gemacht für Schülerinnen und Schüler ab ca. 12 Jahren. Zusammen mit dem Musikjournalisten Roland Kunz stelle ich in der neuen Saison die beiden 7. Sinfonien von Sibelius und Beethoven vor.
Auch für Klassik-Einsteiger haben wir verlockende Angebote: „What a wonderful world“ lässt die Grenzen zwischen den Genres zu einem einzigartigen Klangerlebnis verschmelzen und verbindet klassische Musik mit unterschiedlichen Musikstilen und Künstlern aus aller Welt. Die „Offenbachiade à la Alfons“ – mit dem Kabarettisten Alfons, alias Emmanuel Peterfalvi – wird eine spritzige Melange aus Konzert und Kabarett.
Ich freue mich auf unser Publikum! Mein Orchester, die Deutsche Radio Philharmonie und ich – wir sind spielhungrig und voller Energie!
Ihr
Pietari Inkinen
Chefdirigent der Deutschen Radio Philharmonie