Liebe Leserinnen und Leser von concerti,
75 Jahre und kein bisschen leise, könnte man sagen. So präsentiert sich der RIAS Kammerchor Berlin auch in seiner Jubiläumssaison 2023–24. 1948 vom Rundfunk im amerikanischen Sektor (RIAS) gegründet, hat der Chor in einem Dreivierteljahrhundert ein bedeutendes Stück Berliner Rundfunkgeschichte mitgeschrieben. Dankbarkeit erfüllt uns beim Blick zurück, insbesondere auch darüber, dass uns unser Publikum in den hinter uns liegenden turbulenten Jahren der Pandemie die Treue gehalten hat. Aber mehr noch möchten wir nach vorne schauen und Sie auch weiterhin mit Chormusik auf höchstem Niveau begeistern.
Eine besondere Prägung erhielt der RIAS Kammerchor auch immer durch die Arbeit mit seinen Chefdirigenten. Daher haben wir in Anerkennung ihrer jeweiligen Verdienste um die künstlerischen Entwicklungen des Chores die drei ehemaligen Chefdirigenten Marcus Creed, Daniel Reuss und Hans-Christoph Rademann eingeladen, je ein Programm in unserer Berliner Reihe zu übernehmen. Darüber hinaus greifen wir die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Christoph von Bernuth wieder auf und präsentieren nach der erfolgreichen Premiere im Jahr 2016 mit King Arthur eine zweite Oper von Henry Purcell in szenischer Einrichtung. Und in einem weiteren genreübergreifenden Projekt treffen wir die Künstlerin Maria Rud und verknüpfen A-cappella-Gesang mit zeitgleich dazu entstehenden Gemälden. Gleich zu Beginn der Saison vereint das Ensemble sich mit dem legendären Logos Roboter Orchester zu einer hybriden Klanglandschaft in dem Stück Zeroth Law des retro-futuristischen Ensembles „gamut inc“.
Zu unseren Jubiläumsgästen gehören aber auch unsere Wegbegleiter der letzten Jahrzehnte, allen voran die Akademie für Alte Musik Berlin, das Freiburger Barockorchester, die Capella de la Torre und das Ensemble Musikfabrik. In gleich zwei Programmen stellen wir komponierende Geschwister vor. Zu Beginn der Saison stehen die Brüder Joseph und Michael Haydn in einem Konzert einander gegenüber und auch Felix Mendelssohn und seiner Schwester Fanny Hensel ist erneut ein Programm gewidmet.
Schon von Beginn an stand der RIAS Kammerchor auch immer als Impulsgeber für neue Werke und hat durch Kompositionsaufträge und Uraufführungen den europäischen Kulturschatz maßgeblich bereichert. So war es nur folgerichtig und eine Frage der Zeit bis der RIAS Kammerchor einen „Composer in residence“ berufen würde. Wir freuen uns sehr, dass der in Deutschland lebende Brite Alec Roth, von dem wir erst kürzlich das beeindruckende 40-stimmige Werk Earthrise aufgeführt haben, einen Zyklus von Gedichtvertonungen für uns komponieren wird. Darüber hinaus werden weitere seiner Werke über die Spielzeit verteilt unsere Programme bereichern.
Feiern lässt es sich am besten in Gesellschaft. Mit unseren „ROC-Geschwistern“ vom Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, die dem RIAS Kammerchor sogar noch weitere 25 Jahre Geschichte voraushaben, führen wir im Januar mit Johann Sebastian Bachs Messe in h-Moll dessen opus summum auf, das wohl unbestritten zu einem der Gipfelwerke der abendländischen Musikgeschichte zählt.
Wir sind fest davon überzeugt, viele spannende musikalische Höhepunkte vorbereitet zu haben. Fehlen also nur noch Sie, liebes Publikum. Kommen Sie, hören Sie, genießen Sie die musikalische Exzellenz und Repertoirevielfalt und feiern Sie mit uns 75 Jahre RIAS Kammerchor Berlin!
Herzlich
Bernhard Heß
Chordirektor