Václav Luks ist international gefragter Dirigent, Cembalo-Virtuose und Spezialist der historischen Aufführungspraxis. Magdalena Kožená wird als Mezzosopranistin auf weltweiten Opern- und Konzertbühnen gefeiert. Beide kommen aus Tschechien, der eine aus Rakovník, die andere aus Brünn. Und sie beide haben für ihr gemeinsames Orchesterkonzert mit der Kammerakademie Potsdam besondere Musikschätze aus ihrer tschechischen Heimat mitgebracht. Wer nun jedoch einen bunten Blumenstrauß der gefälligsten böhmisch-mährischen Gassenhauer-Melodeien à la Dvořák, Smetana und Janáček erwartet, hat weit gefehlt. Mit Werken des Pragers Josef Mysliveček (1737–1781) haben Luks und Kožená einen Komponisten im Gepäck, der heute trotz seiner 21 Sinfonien, 28 Opern und einem umfassenden Œuvre an Kirchenmusik kaum noch bekannt ist. Er wirkte hauptsächlich in Italien, wo man ihn „Il Boemo“ („Der Böhme“) nannte, und war dort zeitweise höchst erfolgreich. Da Wolfgang Amadeus Mozert ihm nicht nur Zeitgenosse, sondern auch Freund war, liegt es nahe, dass sich diese Beziehung auch im Konzertprogramm mit Werken desselben widerspiegelt.
André Sperber