Wagner hat seinen „Fliegenden Holländer“ hoch aufgehängt. „Wenn alle Toten aufersteh’n, dann werde ich in Nichts vergehn“, tut der Holländer gleich bei seinem ersten Auftritt mit bedeutungsschwerem Bariton kund. Damit nimmt er – wegen seiner Gotteslästerung zu ewigem Dasein auf dem Meer verdammt – nichts weniger als den Weltuntergang ins Visier. So weit kommt es dann aber doch nicht, weil sich – wie so oft in der kanonischen Kunst – eine Frau als liebende Erlöserin anbietet.
Muss man sich da um die Genderkorrektheit sorgen? Nein, denn Senta handelt nicht ohne Eigennutz. Sie will der Enge ihres Lebens entfliehen. Mit den Worten „Ich bin’s, durch deren Treu dein Heil du finden sollst“ unterstreicht sie im Terzett des dritten Akts ihre Opferbereitschaft. Irgendwo zwischen Todessehnsucht und Rebellion dürfte auch Michael Thalheimer seine Senta verorten, der einmal bekannte, keine Angst vor Pathos zu haben. Doch verabreicht der als Theater- und Opernmacher gleichermaßen gefeierte Regisseur dieses stets in wohldosierten Mengen. Auch seine feinnervige Personenregie dürfte das frühe Wagner-Juwel zum Funkeln bringen.