Es ist schön zu sehen, wenn die so oft vergeblich versuchte Wiederbelebung vergessener Opernwerke doch auch mal glückt. Klar, so eine Neuerweckung gelingt nicht von heute auf morgen, sondern braucht Zeit. Im Fall von Alexander Zemlinskys letzter vollendeter Oper „Der Kreidekreis“ – ein Werk, das nach seiner Uraufführung 1933 für siebzig Jahre in der Versenkung verschwand – ist diese Zeit mittlerweile vergangen, und siehe da, die Aufführungen häufen sich allmählich: In Zürich, der einstigen Uraufführungsstätte, rief man den „Kreidekreis“ 2003 erstmals seit dem Aufführungsverbot durch die Nazis wieder ins Bewusstsein, wenige Jahre später sah man das Werk in Bielefeld, 2018 zeigte man es in Lyon. Erst im Juni dieses Jahres folgte Karlsruhe und nun, nur ein paar Monate danach, beginnt Düsseldorf mit einer Neuproduktion. Vielleicht ist Zemlinskys stilistisch schwer einzuordnendes, fernöstliches Krimi-Märchen-Drama drauf und dran, seinen Raritätenstatus abzulegen. Es wäre wünschenswert.
André Sperber