Wie weit Concerto Köln geht, um bis zum Kern, man möchte sogar sagen: bis zur Wahrhaftigkeit einer Komposition vorzudringen, zeigt sich an einem Stück mit dem Titel „Imitation des Charactères de la Danse“. Das Wissen über Historie und Wesen irgendwelcher Tänze in allen Ehren: Was nützt all die graue Theorie, wenn man die Magie des Tanzens nicht am eigenen Leib gespürt? Das dachten sich die Musikerinnen und Musiker und besuchten daher einen Barocktanzkurs behufs einer authentischen Interpretation des erwähnten viereinhalbminütigen Stücks. Hört man sich das Ergebnis an, fragt man sich, ob dieser musikalische Aberwitz, dieser Ton gewordene Rausch tatsächlich dem Tanzkurs – und freilich auch der unbestrittenen Genialität des Ensembles – zu verdanken ist oder doch eher dem Urheber dieser Musik, Johann Georg Pisendel.
Concerto Köln und Mayumi Hirasaki erhalten den OPUS KLASSIK in der Kategorie „Konzerteinspielung“ für ihr Album „Pi“ mit Werken von Johann Georg Pisendel, erschienen bei Berlin Classics. concerti verlost drei Exemplare.
Die Antwort lautet: sowohl als auch! Dafür ist dann doch wieder die Theorie vonnöten. Denn der Dresdner Hofkapellmeister spiegelte mit seinen Kompositionstechniken nachgerade den gesamten europäischen Musikkosmos wider. Und so erklingt denn auch auf dem „Pi“ betitelten Album, das in der Kategorie „Konzerteinspielung“ einen OPUS KLASSIK erhält, ein ganzes Tableau barocker Orchesterkunst mit drei Violinkonzerten im Zentrum, deren Solopart Mayumi Hirasaki als eine der fünf wechselnden Konzertmeister von Concerto Köln übernimmt. Ensembletypisch ist auch dieses Album hochgradig energetisch. Erschöpfungszustände nach dem Genuss dieser gut siebzig Minuten sind also nicht ausgeschlossen.