Einen veritablen Theaterskandal löste Regisseur Hans Neuenfels bei den Salzburger Festspielen 2001 mit seiner Inszenierung von Johann Strauss‘ „Die Fledermaus“ aus: Auf der Bühne der Felsenreitschule verlagerte er das Geschehen des Operettenklassikers von der Zeit der KuK-Monarchie ins Österreich der Zwanzigerjahre, jener Epoche, in der der Faschismus auf fruchtbaren gesellschaftlichen Boden gefallen war. Auch vor Eingriffen ins Libretto scheute das Enfant terrible nicht zurück. Neuenfels schrieb neue Dialoge, baute die Rolle des Frosch zum durchgängigen Kommentar aus und fügte Zitate u. a. von Karl Kraus und Gottfried Benn ein.
concerti verlost fünf DVDs mit Hans Neuenfels‘ Inszenierung von Johann Strauss‘ „Fledermaus“ bei den Salzburger Festspielen 2001.
Neuenfels‘ Zeichnung der Figuren war damals radikal: Prinz Orlofsky trug Rastalocken und gab sich anstelle einer liebenswürdigen Champagner-Seligkeit dem schonungslosen Kokainrausch hin, statt eines walzerbeschwingten Balls wurde eine von jeglicher Hemmung befreite Sado-Maso-Orgie gefeiert. Dem scheidenden Intendanten, Gérard Mortier, gefiel es als „Theater, wie es sein sollte: aufwühlend, provokativ und herausfordernd“, das Publikum indes war außer sich. Ein Besucher verlangte sogar, wenn auch erfolglos, vor Gericht das Eintrittsgeld zurück, „da die Inszenierung mit der Strauss-Operette nichts mehr zu gehabt hatte.“
Eine anzügliche, aber nicht minder virtuose Lesart des beliebten Stoffs, die bis heute von sich reden macht. Die musikalische Leitung des Mozarteumorchesters hatte Marc Minkowski inne, in denen Hauptrollen waren David Moss (Orlofsky), Christoph Homberger (Gabriel von Eisenstein), Mireille Delunsch (Rosalinde), Matthias Klink (Alfred) und Malin Hartelius (Adele) zu erleben, den lakonischen „Frosch“ sprach Neuenfels‘ Ehefrau Elisabeth Trissenaar.
Arte hat die Inszenierung von 2001 aufgezeichnet und auf DVD veröffentlicht.